Willy Astor beim Wörterverbasteln

»Happy wife, happy life«

Amüsiergarantie: Willy Astor war in der Stadthalle Reutlingen

»Ganz ehrlich: Reutlingen ist meine Lieblingsstadt«, bekannte Willy Astor am Freitagabend mit einem überaus ernst zu nehmenden Lächeln. Fast war man geneigt, es ihm zu glauben: Schließlich hat er sein Programm »Nachlachende Frohstoffe« bereits zum dritten Mal in Reutlingen dargebracht. Bei ungebrochen hoher Nachfrage und erneut unter maximalem Gelächter.

Reutlingen also. Und diese Stadthalle erst! »Schaut cool voll aus«, diagnostizierte Astor, der zuletzt im franz.K auftrat, und ließ Blicke schweifen bis ganz hinten oben. »Boah, ist das ein Monumentalbau. Musste das so hoch sein? Hatten die noch Material?«

Mit Mitte 50 ist Astor bubenhaft wie eh und je. Und egal, wie groß die Hallen auch werden, in denen er auftritt: In der ersten Reihe sollte man sich nur niederlassen, wenn man was vertragen kann. Wie jener Friseur aus Metzingen und der Angestellte der Reutlinger Stadtverwaltung, denen Astor mit Fragen zu Leibe rückte. Dass ausgerechnet die mittleren Sitze leer geblieben waren, irritierte Astor. „Hat wohl der Babysitter abgesagt.“ Klar, dass die hereinschleichenden Nachzügler sich rechtfertigen mussten: Tatsächlich war ihr Babysitter schuld, das Publikum grölte. Das Paar hatte seine drei Kinder einfach mitgebracht. Astor hielt sie mit Saft und Süßigkeiten wach.

Gut drei Stunden unterhielt der Münchener seine Gäste mit dem, was er am besten kann: Wörter verbasteln und zerbiegen, umdeuten und powerassoziieren. In einem ähnlichen Strickmuster wie in seinem Evergreen „Radkäppchen und der böse Golf“, dem ultimativen Autowortspiel, verwurschtet er derzeit Markenprodukte und Länder. Er verteilte elterliche Seitenhiebe in „Pubatier in da House“, machte Marketing für einen Herrenslip mit der Aufschrift „Rüssels Heim“ und Exkursionen in benachbarte Dialekte. Die männlichen Gäste bekamen Eheberatung: „Ich habe rausgefunden, dass man ganz, ganz oft seiner Frau was ganz Nettes sagen muss.“ Es gelte ja das Motto: happy wife, happy life. Man solle der Frau einfach sanft in die Ohrhaare blasen, ihr dabei einen Nasenhaarschneider in die Tasche schmuggeln und dann sagen: „Hey, du bist ok.“ Denn das reiche völlig.

Am Ende, wenn allen der Bauch wehtut, wird Willy Astor stets ernst. Diesmal sang er vom „Einfach sein“, bevor er mit dem Instrumentalstück „Nautilus“ abrundete. Diese Wende machten nicht alle mit: Während der leisen Töne wurde lauthals mit den Türen geknallt. Ziemlich schlecht erzogene Leute gibt es.

Als Willy Astor zuletzt in Reutlingen spielte, im Juli 2013, folgten wenige Stunden später Hagel und Zerstörung. Diesmal hat er sanften Puderzuckerschnee hinterlassen. Womit er sogar als Wettermacher rehabilitiert wäre – er darf also gern wiederkommen.

Veröffentlicht wurde der Text im Reutlinger General-Anzeiger vom 26. Januar 2015 (Paywall).