The Hooters auf der Burg Esslingen

Alte Mauern, alte Songs

Melodica, Mandoline, Mundharmonika: The Hooters waren mit den Altrockern von Saga auf der Burg Esslingen

Minute eins: die Melodica! Damit jeder gleich weiß: Da stehen echt The Hooters, die in den 1980ern tief in die Instrumenten-Klamottenkiste gegriffen und einen charakteristischen Sound geschaffen haben. Mandoline, Mundharmonika und ein quietschbuntes Hohner-Akkordeon ließen auch nicht lang auf sich warten. 2500 Menschen waren am Sonntag auf die Esslinger Burg gepilgert, um alte Hits zu genießen.

Über vier Jahrzehnte

Auf ein, zwei Jahre kommt es nicht an, wenn ein Konzert zielgenau für Ü50er konzipiert wurde und die Band mehr als 40 Jahre auf dem Buckel hat. The Hooters, 1980 in Philadelphia gegründet, wollten eigentlich Juli 2020 auf die Esslinger Burg kommen. Juli 2021 wieder. 2022 war es endlich soweit. Kleine Programmänderung inklusive: Die kanadischen Rocker von Saga waren nun als Support dabei, anstelle von Manfred Mann, wie noch auf manchem Ticket zu lesen war. Auch Saga sind schon im fünften Jahrzehnt, auch da stehen noch Gründerväter an den Mikros. Saga startete 18.45 Uhr und genoss es fast eineinhalb Stunden. Den gut gelaunten Sommerpicknickern, die auf der Wiese und unter Bäumen lagerten und den Neo-Prog-Rock schweißsparend mit einzelnen Körperteilen mitwippten, war’s recht.

20:45 Uhr: Das Instrumenten-Arsenal der Hooters war startklar, die Fans sowieso. Sie wollten die alten Hits und bekamen sie auch: All you Zombies. Johnny B. 500 Miles. Satellite. Karla with a K. Dazwischen wenig Neueres plus hörenswerte Covers von Don Henleys Boys of Summer über Peter Schillings Major Tom bis zu einer Huldigung für Johann Sebastian Bach.

Spontane Tanzeinlagen

Der anfangs grimmig heiße Sommerabend packte derweil die schönen Farben aus. Und die Fans ihre Tanzbeine: Zwischen den alten Burgmauern sah man spontane Irish-Pub-Tanzeinlagen. Kein Wunder, so mancher Hooters-Ohrwurm stampft und schnaderlhüpferlt ja erheblich. Die schlicht schwarz gekleidete Band steigerte sich gepflegt in Solos hinein. Eine Mundharmonika sollte man einfach nicht unterschätzen, und Johnny B geriet zur Bass-Party. Hinten das Band-Banner, ein paar bunte Scheinwerfer und – der Gipfel der Lightshow – eine sanft drehende Disco-Kugel, mehr brauchte es nicht.

Würde endlich mal jemand damit anfangen, gute Laune in Flaschen abzufüllen, dann müsste Karla with a K mit rein. Nur ganz am Ende gab’s ein paar traurige Gesichter: Andere Hooters-Konzerte diesen Sommer enden mit weiteren Lieblingssongs. Die fehlten in Esslingen. Da hätte man möglicherweise gern auf zwei, drei Titel von Saga verzichtet. Aber hey, über die Jahrzehnte betrachtet spielt auch das keine Rolle.

Veröffentlicht wurde der Text am 27. Juli 2022 im Reutlinger General-Anzeiger (nur Print).

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